„Ich habe einfach festgestellt, dass wir Selbst-Vertreter:innen zusammen mehr bewegen können als alleine“, sagt Jenny Richter. Sie ist Beschäftigte des Vördewerks, der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven. Dort ist sie in der Wäscherei Vörde-TEX gemeinsam mit ihren Kolleg:innen für alles rund um die Wäschepflege zuständig. Darüber hinaus engagiert sich die Bremervörderin in unterschiedlichen Interessen-Vertretungen bei der LEBENSHILFE. Hier gibt es institutionalisierte Vertretungen, in denen sich Menschen mit Behinderungen für die Rechte und Interessen von Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Bereichen einsetzen: zum Beispiel den Werkstatt-Rat sowie die Frauen-Beauftragte im Werkstattbereich oder den Wohn-Beirat im Wohnverbund. Jenny Richter ist zum einen Wohn-Beirätin und zum anderen Frauen-Beauftragte der Werkstatt.
In WfbM ist die Wahl der Frauen-Beauftragten und des Werkstatt-Rats in der Werkstätten-Mitwirkungsverordnung (WMOV) geregelt. Aufgabe der Frauen-Beauftragten ist es, die Interessen der in der Werkstatt beschäftigten Frauen mit Behinderungen zu vertreten, zum Beispiel gegenüber der Werkstattleitung. Dazu zählen Aspekte wie Gleichstellung von Frauen und Männern, Vereinbarkeit von Familie und Beschäftigung oder Schutz vor körperlicher, sexueller und physischer Belästigung oder Gewalt. In ihrer Funktion als Frauen-Beauftragte im Vördewerk hat Jenny Richter kürzlich am Fachtag für Frauen-Beauftragte aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen teilgenommen. Dieser trug den Titel „Vernetzen. Sichtbar werden. Teilhaben.“ und fand auf Einladung von Annetraud Grote, der niedersächsischen Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen, in Hannover statt. „Wir sind bereits um halb sechs mit dem Zug losgefahren und gut angekommen. Beim Fachtag herrschte eine wärmende, stärkende Stimmung, die richtig Mut gemacht hat. So viele andere Frauen-Beauftragte zu treffen und sich auszutauschen, das war sehr aufregend“, berichtet Jenny Richter lächelnd.
Dort bearbeiteten und diskutierten rund 30 Frauen-Beauftragte verschiedene Themen in fünf Workshops. Zudem beschlossen die Anwesenden, dass eine „Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Frauenbeauftragte“ in Niedersachsen gegründet werden soll. Diese hilft bei der Vernetzung auf Landesebene und unterstützt so die Arbeit der Frauen-Beauftragten in WfbM vor Ort. Sieben Gründungssprecherinnen und fünf Stellvertretungen sind einstimmig gewählt worden, um die nächsten Schritte zur Entstehung einer LAG anzugehen. Jenny Richter ist eine der sieben Gründungssprecherinnen. „Ich habe mir gedacht: Es muss was passieren, damit man was ins Rollen kriegt! Darum habe ich mich gemeldet“, erzählt sie stolz. Im Dezember trifft sie die anderen sechs Gründungssprecherinnen wieder, dann werden sie die weiteren Gründungsschritte planen.